Ab 2019! Gaspreise steigen: Wegen knapperem Angebot und höherem Einkaufspreis

Schlechte Nachrichten zum Jahresende für die deutschen Gaskunden. Ähnlich wie beim Strom, so ist auch beim Erdgas die Preisstabilität der letzten Monate vorüber. So haben bereits 244 Gasversorger erhöht oder höhere Preise spätesten zum 1. Januar 2019 angekündigt. [1]

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Kochen und Heizen bald ein teures Vergnügen: Gaspreise in Deutschland steigen um bis zu 13 Prozent.

Laut Auswertung aktueller Preisdaten wären rund 1,8 Millionen Haushalte in Deutschland betroffen und müssten sich im kommenden Jahr auf höhere Gasrechnungen einstellen, vermelden zwei bekannte Vermittlungsportale. [2]

Hohe Gaspreissteigerung in Rheinland-Pfalz und Niedersachsen

Das Heizen wird durch die steigenden Gaspreise nicht ohne Folgen für die Verbraucher bleiben. Im Durchschnitt belaufen sich die Erhöhungen auf 8,4 Prozent. Das bedeutet für einen Haushalt mit einem 20.000 Kilowattstunden Mehrkosten von 111 Euro im Jahr, so eines der beiden Vermittlungsportale. Der zweite Vermittler erwartet auf Basis der Daten der 244 von insgesamt 710 Grundversorgern, eine Steigerung von durchschnittlich 7,7 Prozent. [3]

 

Am deutlichsten wird in Rheinland-Pfalz (+13 Prozent) und in Niedersachsen (+10 Prozent) an der Preisschraube gedreht. Es folgen die Bundesländer Brandenburg (+9,5 Prozent), Sachsen-Anhalt, Saarland (beide +9,2 Prozent) und Baden-Württemberg (+9,1 Prozent). In Berlin, Hamburg und Bremen herrscht in punkto Gaspreis noch Ruhe. Bislang blieben diese drei Länder von Preiserhöhungen verschont.

Von den 244 bereits bekannten Grundversorgern mit höheren Gaspreisen, kommen die meisten aus Nordrhein-Westfalen (48), Baden-Württemberg (38) und Bayern (33). Jedoch gab es auch vereinzelte Preissenkungen, so die Vermittlungsportale. Von den 710 Grundversorgern hätten elf Versorger Preissenkungen von durchschnittlich 9,3 Prozent angekündigt. [4]

Versorger rechtfertigen sich mit gestiegenen Beschaffungskosten

Die Einkaufspreise für Erdgas am internationalen Markt sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. [5] Die Einfuhrpreise für Erdgas, die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gemessen werden, sind in den letzten zwei Jahren um 40 Prozent gestiegen. [6]

Lag der Preis im August 2016 für ein Terajoule (TJ) Erdgas bei 3.932 Euro, so kostete ein TJ im August 2018 5.521 Euro. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich bei den Börsenpreisen für Erdgas beobachten, die das Statistische Bundesamt erhebt. Auch hier sind die Preise zwischen September 2016 und September 2018 um rund 38 Prozent gestiegen. [7] Allein zwischen März und Oktober 2018 lag der Anstieg bei rund 50 Prozent. [8]

Rainer Wiek vom Energie-Informationsdienst (EID) sieht auch eine Beeinflussung durch den steigenden Ölpreis: "Öl spielt immer eine Rolle und ist ein Trendsetter für die Energiemärkte". Auch sieht Wiek den trocknen Sommer für den Preisanstieg mitverantwortlich. So wurde durch die eingeschränkte Binnenschifffahrt weniger Kohle über die Flüsse transportiert. Dieser Ausfall wurde zum Teil durch Erdgas kompensiert. Was wiederum auch den Preisanstieg mit beeinflusste. Zudem beliefert Russland zunehmend den asiatischen Markt, was das Angebot auf dem Gasmarkt in Europa verknappt. [9]

Zum Vergleich: Ein Terrajoule entspricht 278 Megawattstunden (MWh). [10] Eine Wohnung mit 50 Quadratmetern (qm) verbraucht durchschnittlich 5.000 Kilowattstunden (kWh) Gas pro Jahr. Ein Einfamilienhaus liegt bei etwa 20.000 kWh. [11]

Lieferverträge mit Russland vermieden bislang flächendeckende Preiserhöhungen

Dass bislang nur rund 1/3 der Versorgungsunternehmen ihre Preise erhöhen, ist auf langfristige Lieferverträge vor allem mit Russland zurückzuführen, so ein Vermittlungsportal. Sollte sich das hohe Preisniveau für Importgas jedoch verfestigen oder noch weiter steigen, so werden diese Unternehmen nachziehen, so deren Energieexperten. [12]

Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) kommen etwa 40 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus Russland. 29 Prozent kamen aus den Niederlanden, 21 Prozent aus Norwegen. Laut der Importstatistik des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle lag der Anteil russischen Erdgases bei deutschen Importen etwa im Jahr 1995 bei 47 Prozent, Ende der 80er-Jahre bezog die Bundesrepublik sogar die Hälfte der Gasimporte aus der damaligen Sowjetunion. [13]

Wer nicht wechselt, zahlt meistens zu viel

Auch wenn die angekündigten Preiserhöhungen bislang ohne Kritik von Seiten der Verbraucherschützer blieben, so sollten die Verbraucher die Preiserhöhungen kritisch hinterfragen und gegebenenfalls zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Denn bei Preiserhöhungen besteht ein Sonderkündigungsrecht. [14]


Einzelnachweise

[1] Gaspreise steigen kräftig, auf: Spiegel Online (spiegel.de) vom 23. November 2018. Abruf am 26. November 2018.

[2] Gas wird deutlich teurer, auf: Tagesspiegel Online (tagesspiegel.de) vom 23. November 2018. Abruf am 26. November 2018.

[3] Wegen knapperem Angebot und höherem Einkaufspreis: Gaspreise steigen, auf: web.de vom 23. November 2018. Abruf am 26. November 2018.

[4] 2019 steigen die Gaspreise wieder, auf: verivox.de vom 22. November 2018. Abruf am 26. November 2018.

[5] Erdgaspreis, auf: finanzen.net. Abruf am 26. November 2018.

[6] Daten zur Energiepreisentwicklung, auf: Statistische Bundesamt Online (destatis.de) vom 02. November 2018. Abruf am 26. November 2018.

[7] 2019 steigen die Gaspreise wieder, auf: verivox.de vom 22. November 2018. Abruf am 26. November 2018.

[8] Gas wird deutlich teurer, auf: Tagesspiegel Online (tagesspiegel.de) vom 23. November 2018. Abruf am 26. November 2018.

[9] Hunderte Gasanbieter erhöhen die Preise, auf: Handelsblatt Online (handelsblatt.de) vom 23. November 2018. Abruf am 26. November 2018.

[10] Terajoule – TJ, auf: wikipedia.de. Abruf am 26. November 2018.

[11] Richtwerte für den Gasverbrauch für Haushalte, auf: gasauskunft.de. Abruf am 26. November 2018.

[12] 2019 steigen die Gaspreise wieder, auf: verivox.de vom 22. November 2018. Abruf am 26. November 2018.

[13] Wie abhängig ist Deutschland wirklich von russischem Gas? Von Pavel Lokshin, auf: Welt online (welt.de) vom 11. Juli 2018. Abruf am 26. November 2018.

[14] Gaspreiserhöhung und Sonderkündigungsrecht, auf: gasauskunft.de. Abruf am 26. November 2018.


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