30.000 Windräder sind nicht genug: Altmaier lädt zum Windkraft Krisengipfel nach Berlin

Rund 14 Prozent aller Urlaubsreisen in oder aus Deutschland sind Flugreisen. Und wer im Flugzeug sitzt, sieht sie mittlerweile all überall: Windkrafträder. 20% des produzierten Stroms würden hierzulande mittlerweile durch Windkraft erzeugt, heißt es. [i]

https://windeurope.org/about-wind/statistics/european/wind-energy-in-europe-in-2018/#findings
Trotz des Krisengipfels: Deutschland ist in Europa unangefochtener Weltmeister in der Produktion von Windenergie, wie diese Grafik von windeurope.org zeigt.

Über 30.000 Windkraftanlagen gibt es in Deutschland (Stand: 2016). [ii] [iii] Dennoch lädt jetzt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zum Krisengipfel nach Berlin. Grund: Der Ausbau von weiterer Windkraftenergie stocke zu sehr. Der Weg hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft sei in Gefahr.

Die Gefahr ist aber etwas staatsgemacht. Denn wurden die vergangenen 20 Jahre Windkraft-Fonds und sonstige Erbauer von Windkrafträdern vom Staat subventioniert, wurden diese Subventionen gestrichen. Seitdem mögen immer weniger in Windkrafträder investieren.

 

Bei Anlegern ist unter anderem die Angst groß, auf Grund eines immer wieder auftretenden Überangebots an Windenergie, die dann auf Grund von Energie aus anderen Quellen nicht eingespeist wird, letztlich auf den Kosten sitzen zu bleiben. Bislang ist vor allem die Zwischenspeicherung von Strom ein großes Problem.[iv]

Nur 86 neue Anlagen im ersten Halbjahr 2019

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet in ihrem Onlineformat faz.net, wonach «der Zubau» von Windkrafträdern in Deutschland «im ersten Halbjahr mit 86 Anlagen und netto 231 Megawatt auf dem tiefsten Wert» gewesen sei seit «dem Start der Förderung im Jahre 2000».[v]

Auf dem nun in Berlin stattfindenden «Windgipfel» habe, so die FAZ, Bundeswirtschaftsminister Altmaier an diesem Donnerstag «Vertreter der Länder, Branchen, Umweltverbände und Unternehmen» geladen.

Insgesamt hätten sich 60 Vertreter angesagt, darunter sowohl Windkraft-Anhänger, als auch Windkraft-Gegner. Am 20. September wolle schließlich das Bundeskabinett aus CDU/CSU und SPD die neuen klimapolitischen Maßnahmen bekanntgeben.

Zu Windkraftgegnern gehörten unter anderem „über 1000 Gegenwind-Initiativen“, welche von Bayern bis Schleswig-Holstein das Motto vor sich her tragen, «Vernunftkraft». Ihr Argument: Ein zu unregulierter Aufbau von Windkrafträdern könne Gefahren für Mensch, Tier, aber auch die Versorgung insgesamt mit sich bringen.

NABU sieht Vögel und Meersäuger in Gefahr durch Offshore-Windkraft

Zu den Kritikern gehört beispielsweise auch Dr. Kim Cornelius Detloff, Teamleiter Meeresschutz beim NABU (Naturschutzbund Deutschland). So schrieb er einen Artikel unter der Überschrift «Offshore-Windkraft gilt als wichtige regenerative Energiequelle».

  • Im NABU- Text heißt es unter anderem, wonach «Bau, Betrieb und Wartung der Anlagen Meeressäuger, Vögel, Fische erheblich» gefährden könnten. Die NABU-Frage laute daher: «Wie viel Windkraft vertragen Nord- und Ostsee?».[vi]

Bereits 2014 kritisierte der NABU einen zu wenig regulierten Ausbau von Windkrafträdern vor allem im Meer.[vii]

Angesichts des Krisengipfels hätten zudem, so die FAZ, Wirtschafts- und Umweltverbände ein gemeinsames Papier auf den Tisch gelegt. Zu den Mahnern, wonach die Windkraft in Deutschland schneller ausgebaut werden müsse, gehört wiederum der Deutsche Industrie- und Handelskammertag.

  • Der Industrie- und Handelskammertag erklärte: Würde der Ausbau von Windkraft nicht beschleunigt, drohe die Bundesregierung ihre klimapolitischen Ziele bis 2030 zu verfehlen.

Das Ziel ist es, bis 2030 den Anteil Erneuerbarer Energien von derzeit rund 40 Prozent auf 65 Prozent zu steigern.

Weitere Hintergründe

Eine nicht vollumfängliche Übersicht zu Windkraftanbietern in Deutschland bietet unter anderem die Webseite www.ortsdienst.de/windkraft/ an.

Auf skyscrapercity.com schreibt wiederum ein «Obelix», wonach angeblich «die höchste Windkraftanlage der Welt.. die Fuhrländer-Windkraftanlage Laasow mit einer Höhe von 205 Metern» sei.

  • Windenergie ist in Deutschland aber keine neue Sache.
  • Bereits in den 1980er Jahren gab es hierzulande eine nennenswerte Zahl an Windkrafträdern zur Erzeugung von Energie.[viii]
  • Schon die Jahrhunderte zuvor wurde Windkraft genutzt, beispielsweise von Müllern.

Das Windenergie in Europa immer noch nicht so stark genutzt wird, wie Klimaaktivisten es gerne hätten, zeigt dieser Artikel aus der Schweiz:

  • «In der Schweiz Ende 2018 waren 37 Gross-Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 75 Megawatt (MW) installiert. Ihre Jahresproduktion betrug 2018 insgesamt 121.7 Mio. Kilowattstunden (kWh). Die durchschnittliche Produktionserwartung liegt heute bei 128 Mio. Kilowattstunden (kWh). Dies entspricht dem Verbrauch von 36'500 Schweizer Haushalten oder weniger als 0.2% des gesamten Stromverbrauchs unseres Landes.»[ix]

Im Nachbarland Österreich seien bislang ebenfalls nur 1313 Windenergieanlagen respektive mit 3043 MW Ende 2018 installiert gewesen.

Einen guten europaweiten Überblick zur Windenergie bietet das Portal windeurope.org mit zahlreichen anschaulichen Grafiken.

Einzelnachweise

[iii] Statistik der Woche: Windkraft in Deutschland, von TR Online, auf heise.de vom 22.9.2016. Abgerufen am 5.9.2019.

[iv] Windenergie Mehrproduktion speichern im Erdgasnetz, in: haute-innovation.com/de/, Green Critic Kolumne, August 2019. Abgerufen am 5.9.2019.

[v] Weniger Artenschutz? : Jetzt geht es um die Rettung der Windkraft, von Andreas Mihm, in: FAZ.net vom 5.9.2019.

[vi] Offshore-Windkraft in Deutschland. Chance fürs Klima - Risiko für die Meere, von: Dr. Kim Cornelius Detloff, Teamleiter Meeresschutz beim NABU (Naturschutzbund Deutschland), auf: nabu.de. Datierung konnten wir nicht feststellen.

[viii] Windenergie-Markt Deutschland, auf: windbranche.de.

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